(IRS) – Jemand, der als Freiberufler oder Selbständiger seine eher überschaubaren Einkünfte fürderhin dauerhaft steigern möchte, wird nicht umhinkommen, sich aktiv mit dazu notwendigen Schritten zu beschäftigen. Das bedeutet zunächst einmal, sich von bestimmten Fehlvorstellungen zu verabschieden. Eine davon ist die Überzeugung, ausschließlich äußere Umstände seien für die eigene Malaise verantwortlich, so da sind: Ein umkämpfter Markt, Preisdruck der Auftraggeber, Dumpingpreise der Mitbewerber, vorgegebene Tarife, etc. Nein! Veränderung muss im Inneren beginnen: Mit Entwicklung des Wertbewusstseins.
Ein Stopp allen Blendern!
Um hier klarzustellen: Der Begriff „Wertbewusstsein“ ist nicht gleichzusetzen mit sich als Person und seine Fähigkeiten schlicht und einfach höher einzuschätzen, als sie tatsächlich sind. Extremes Beispiel wäre der „Dunning-Kruger-Effekt“ als Folge angemaßter, aber in Wahrheit nicht vorhandener Kompetenzen. Neulinge könnten dem Effekt unterliegen, indem sie sich selber blenden, um dann umso kräftiger auf die Nase zu fallen. Um sodann lange Zeit sehr demütig und leise zu versuchen, wieder in die Spur zu kommen. Nein, mit grundloser Einbildung kommt man zu keinem Wertbewusstsein, da muss schon Substanz an Wissen und Erfahrung dahinterstehen.
Eine nützliche Definition
Was verstehen wir in concreto unter Wertbewusstsein? Lasset uns also mit einer Definition beginnen! Wer heute eine solche benötigt, wendet sich an KI, diesfalls also an die Google-KI: Wertbewusstsein ist der Zustand, in dem eine Person ihre gefühlsmäßig entstandenen Wertvorstellungen rational verarbeitet und klärt, was bedeutet, die zugrundeliegenden Sachverhalte zu verstehen und zu bewerten. Es beinhaltet die Fähigkeit, eigene Werte zu erkennen und zu verstehen, die als Orientierung für das Denken, Handeln und Urteilen dienen. Ein hohes Wertbewusstsein ermöglicht es, Entscheidungen bewusst zu treffen und Sachverhalte objektiv zu beurteilen.
Ein paar Anmerkungen über Techniker …
Versuchen wir, aus diesem Wortknäuel das für uns Wichtige herauszuholen, ohne es weiter aufzudröseln! Woher kommen die gefühlsmäßig entstandenen Wertvorstellungen, wie sind sie entstanden? Meine Einschätzung, und ich kann nur für meinen Beruf sprechen: Wir Techniker sind vorsichtige Menschen. Wir arbeiten ausschließlich im Rahmen von Naturgesetzen, die einzuhalten sind und über die man sich nicht hinwegsetzen kann. Naturgesetze haben die Eigenschaft, selbstvollstreckend zu sein, und sie sind gnadenlos, weil es – Juristen aufgepasst! – keine Berufung gegen sie gibt. Eine Maschine funktioniert, wenn deren Konstruktion alle diese Gesetze beachtet.
… ihre berufliche Prägung …
Aus dieser rigorosen Arbeitsvorgabe heraus sind Techniker meist demütige Menschen, die mit Genauigkeit, Verlässlichkeit, Integrität und Geduld gewappnet alles richtig machen wollen. Dieses Bemühen steht bedingungslos im Vordergrund. Eigenreklame ist ihrem Charakter fremd. Leistungen müssen passen, Kunden müssen so weit zufrieden sein, dass sie keinesfalls auch nur über irgendeine Kleinigkeit meckern. Man legt an sich ein oft überstrenges Maß an Disziplin an. Da macht man notfalls lieber Überstunden, gratis natürlich. – Ich nehme stark an, dass mit dieser Prägung und der entsprechenden seelischen Gemengelage viele Techniker in die Selbständigkeit gehen. Ich nehme weiters an, dass ähnliche Mechanismen – vielleicht in anderer Intensität – auch für andere Berufe gelten.
… und wie man ihr entflieht
Gewiss, Techniker, die in den Freiberuf oder in eine andere Form der Selbständigkeit wechseln, müssen fachlich auf Draht sein. Und sie müssen allein schon aufgrund von Zugangshürden in den neuen Beruf mit unternehmerischem Denken vertraut sein. Ihr Wertbewusstsein kann nicht nur auf den vorhin erwähnten Tugenden aufbauen wie Genauigkeit etc., sondern auch auf einem Schatz an umfassendem Wissen und reicher Erfahrung. Diesen nutzen sie als verlässliche Dienstleister zum Wohl ihrer Auftraggeber, für die sie schwierige Probleme lösen. An starkem Selbstvertrauen sollte es ihnen daher nicht mangeln.
Neue Kühnheit in Honorarangelegenheiten
Das Selbstvertrauen darf auch in der Kühnheit münden, neue Honorarhöhen auszuloten. Es heißt, man sei so alt, wie man sich fühlt. Genauso gilt: Meine Arbeitszeit ist so wertvoll, wie ich sie empfinde. Ich drehe also den Spieß um: Nicht äußere Umstände, Institutionen oder Auftraggeber schreiben mir vor, was mein Stundentarif ist, sondern mein Empfinden oder meine frei gewählte Festlegung ist ab sofort der vorgegebene Maßstab! Es wird realistischerweise dieser Wert nicht sofort und mit Brachialgewalt erreichbar sein, sondern erst im Laufe der Zeit. Aber ich lege ihn für mich einmal fest und halte ihn mir immer wieder vor Augen.
Die Geschichte von Naval Ravikant
Der erfolgreiche indisch-US-amerikanische Unternehmer, Investor und Podcaster Naval Ravikant erzählt dazu seine Geschichte: Bereits in jugendlichem Alter habe er sich entschlossen, für sein eigenes Wirken und dessen Wert einen persönlichen Stundentarif festzulegen: Diesen angesichts seiner damaligen Situation in einer absurden Höhe, die ein Vielfaches von ihrem aktuellen Wert entfernt war, nämlich – wenn ich mich recht erinnere – mit fünftausend US-Dollar. Er hat sich daraufhin angewöhnt, grundsätzlich Wirkungsbereiche zu suchen, mit denen er diesem Wert nahezukommen hoffte. Jahre später und im Rückblick hat er den damaligen tatsächlichen Wert immerhin schon real mit eintausend US-Dollar bemessen.
Persönliche Erfahrungen
In meinem eigenen Weg hat sich gezeigt, dass kontinuierliches Beharren auf hoher Qualität sich insofern auszahlt, als die übertragenen Aufgaben und damit Stundentarife kontinuierlich gewachsen sind. Das bis zu dem Punkt, als ein Großauftrag einen aus meiner Sicht ungewöhnlich hohen Tarif erforderte, den anzusetzen mit einem hohen Maß an Selbstüberwindung verbunden war. Interessanterweise waren es genau diese und ähnliche Aufgaben, in denen kein Auftraggeber Einwendungen erhoben oder Erläuterungen verlangt hat. Letztere waren höchstens in dem einen oder anderen Fall gefordert, in dem ich dem Auftraggeber mit relativ geringen Stundentarifen entgegengekommen bin …
(Wird fortgesetzt)
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