Sonnek

Buch 3

(IRS) Sachverständige müssen die Kunst beherrschen, Sachverhalte und Beurteilungen – und seien diese auch noch so komplex – in einer Sprache zu verfassen, die einem Laien verständlich ist. Das erfordert außer Klarheit, Einfachheit und den Verzicht auf fachliches Kauderwelsch auch die gedankliche Fähigkeit, sich in die Situation des „fachlich ungebildeten“ Lesers zu versetzen. Ungleich schwieriger ist es, künftigen Lesern die eigene Arbeit zu erklären, Fachwissen und Erfahrungen zu vermitteln und angewendete Methoden zu erläutern. Der Grund liegt darin, dass einem dieser persönliche Informationsvorsprung immer wieder im Wege steht.

Der Blogger David Perell (@david_perell auf X) hat aufgrund seiner Aktivitäten im Internet sehr viel Erfahrung mit leserfreundlichem Schreiben. Trotzdem scheint er ständig bestrebt zu sein, dazuzulernen, auch indem er Leute befragt, die in dieser Sache wirklich etwas zu sagen haben. So hat er unlängst die Gelegenheit ergriffen, Steven Pinker zu interviewen. Pinker ist der berühmteste Psychologieprofessor der Universität Harvard, Autor von neun Büchern und – nach einem Ranking des „Time Magazine“ – einer der 100 einflussreichsten Menschen weltweit. Für Englischsprachige ist das Interview und die Zusammenfassung über den untenstehenden Link zu erreichen.

Einige der wichtigsten Aussagen Pinkers wurden mit DeepL übersetzt:

1. Der Fluch des Wissens ist die größte Bedrohung für klares Schreiben.

2. Der einfachste Weg, den Fluch des Wissens zu bekämpfen, besteht darin, Entwürfe des eigenen Textes Menschen außerhalb des eigenen Fachgebiets zu zeigen.

3. Es kann schwieriger sein, über ein Thema zu schreiben, in dem man Experte ist, weil man so leicht vergisst, wie es ist, etwas nicht zu wissen, was dazu führt, dass man das Wissen des Lesers überschätzt.

4. Shakespeare sagte: „Kürze ist die Seele des Witzes.“ Der Punkt ist, dass etwas in weniger Worten zu sagen, es fast immer besser macht, weil es weniger kognitive Belastung für den Leser erfordert, es zu verstehen.

5. Ok, versuchen wir es noch einmal: Wenn man etwas mit weniger Worten sagt, wird es fast immer besser.

6. Ok, noch einmal: Streichen Sie unnötige Wörter.

7. Ein Grund, warum Schreiben schwieriger ist als Sprechen, ist, dass es kein Echtzeit-Feedback gibt. Man muss sich die Reaktion des Publikums vorstellen.

7. Das Beste, was man darüber sagen kann, wie LLMs (Rechtsanwälte, Juristen, Anm.) schreiben, ist, dass die Satzstruktur solide ist. Aber der Nachteil ist, dass die Ergebnisse sehr allgemein und banal sind.

8. Das Schreiben des 18. und 19. Jahrhunderts ist lebendiger, weil die Abstraktionen, die moderne Autoren verwenden, noch nicht erfunden waren. Jemanden als „krankhaft aggressiv“ zu bezeichnen, ist nicht annähernd so anschaulich wie zu sagen: „Sie haben mich an der Kehle gepackt.“

9. Verallgemeinerungen ohne Beispiele sind nutzlos, und Beispiele ohne Verallgemeinerungen sind sinnlos. Man muss beides miteinander verbinden. Verallgemeinerungen zeigen das große Ganze. Beispiele machen sie konkret.

10. Je anschaulicher ein Text ist, desto mehr Menschen können sich ein Bild von dem machen, was Sie sagen. Vermeiden Sie Abstraktionen: Rahmenwerke, Paradigmen, Konzepte. All diese Dinge. Werden Sie konkret, damit die Leute sehen können, worüber Sie eigentlich sprechen. Sprechen Sie zum Beispiel nicht von einem „Reiz, der Ihre Sinne geweckt hat“, wenn Sie sagen können: „Ich war entzückt, weil ich ein süßes Kaninchen gesehen habe.“

11. Akademische Texte sollten klar sein. Ich meine … wenn die Steuerzahler den größten Teil der Forschung finanzieren, sollten sie dann nicht in der Lage sein, sie zu verstehen?!?

Link zum Original: https://x.com/david_perell/status/1930266788421382227

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