Sonnek

Walter Felber

(IRS) Die Pfandflaschen- und Pfanddosen-Neuerungen haben uns wieder daran erinnert, dass wir in einer Kreislaufwirtschaft leben. Soll heißen, dass Produkte nach ihrer Nutzung nicht einfach auf einer Deponie oder in der Verbrennungsanlage landen, sondern möglichst viel von den darin enthaltenen Stoffen rückgewonnen werden. Dieses „Recycling“ ist für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit, für das rohstoffarme Europa ist es noch dazu von großer Bedeutung. Kann sich Kreislaufdenken ökologisch und ökonomisch auch in Bezug auf den letzten Rest von ganz normalem Hausmüll lohnen? Davon ist Walter Felber überzeugt.

Der Künstler

Die Frage „Wer ist Walter Felber?“ lässt sich am schnellsten beantworten, indem man den Eintrag zu seinem Namen auf Wikipedia durchliest. Man begegnet einer Person, deren tätigkeitsbezogene Vielschichtigkeit äußerst erstaunlich ist: Da wird er zunächst als „der letzte Kaffeehauszeichner Österreichs“ beschrieben, dessen Portraits die Wände etlicher Lokale in Graz und in Wien schmücken. Man erfährt, dass er auch im Ausland als Stadtzeicher unterwegs war. Zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten – Portraits wie Stadtansichten – aus diesen Gelegenheiten lassen sich online finden. Aber das ist erst ein kleiner Teil seiner Aktivitäten.

Der Techniker

Und ein kleiner Teil seiner Ausbildung! Denn wie man des Weiteren erfährt, hat er an der Universität Wien über ein Thema zur Industriegeschichte seinen Doktor gemacht. Und dann noch an der Technischen Universität Wien ein Diplomingenieurstudium in Raumplanung mit Schwerpunkt Denkmalpflege angehängt, wodurch er sich auch als Steinrestaurator betätigte. Und dass er an der Uni Innsbruck und an der TU Graz Vorlesungen gehalten und letztlich seinen Lebensmittelpunkt in Graz gefunden hat. Ja, und es wird erwähnt, dass sich Walter Felber als Umwelttechniker sieht – wodurch wir wieder beim Thema wären.

Die Restmüll-Kreislaufwirtschaft

Walter Felber hat für Restmüll ein System der Kreislaufwirtschaft entwickelt und vorgestellt, das auf den Hausmüll zielt. Er ist überzeugt, dass nach seiner Methode dieser Restmüll in einem vollständigen Kreislauf verwertet werden kann. Felber stellt diesen Kreislauf in einem ausführlichen Gespräch in 6 Stufen wie folgt dar, wobei die wesentlichen Eigenschaften nur sehr vereinfacht dargestellt werden können:
1. Trennung:
Aufgrund der geläufigen Mülltrennung, durch die bereits 60% (Papier, Plastik-Verpackung, Aluminium, Glas, Bioabfälle) abgetrennt werden, verbleibt eine Restmüllquote von ca. 40 %.

2. Splitting:
In einem maschinellen Zerkleinerungsverfahren wird der gesamte Restmüll vor Ort durch eine entsprechende Anlage zerkleinert.

3. Sieben:
Mittels Vibrationssieben wird die zerkleinerte Restmüllmenge der Reihe nach in Sieben der Größen von 80, 18, 10 und schließlich 3 mm getrennt und der sogenannte Überlauf wird abgesondert.

4. Trockenvergärung:
Die auf diese Weise gewonnene Restmüllmasse wird mit Blattmassen, Schnittgras und landwirtschaftlichen Bioabfallen vermengt und in einer Fermentationsanlage etwa 22 bis 30 Tage einem Vergärungsprozess unterzogen. Der Wasseranteil muss etwa 60 % betragen. Bei dieser Vergärung entsteht Biogas, welches als Wärme – auch zur Unterstützung des Gärprozesses – und zur Stromerzeugung genutzt werden kann.

5. Phytoremediation:
Die verbleibende Restmasse wird nach Abschluss des Gärungsprozesses dem Fermenter entnommen, in eine Kompostmiete ausgebracht und auf diese Weise kompostiert. Über den Vorgang der Phytoremediation übernehmen Pflanzen die Reinigung der eingebrachten Restmasse. Die geschieht auf lockeren, erdenähnlichen Böden, wodurch keine Geruchsbelästigung entsteht.
Durch die Phytoremediation wird der Boden von Belastungen gereinigt, die Wurzelmasse der Pflanzen nimmt belastende Materialien wie Schwermetalle auf, und es entsteht A-Kompost, im Idealfall sogar A-plus-Kompost.

6. Revitalisierung:
Die Revitalisierung im Boden selbst findet über lebendige Bioorganismen und Wurzelmasse der aufkeimenden Pflanzen statt. Dies geschieht fortlaufend in Kompostmieten. Im weiteren Verlauf wird der Kompost in Hochbeete und Gemüsebeete eingebracht. Die Revitalisierung und Kompostabnahme kann in Verbindung mit Siedlungsflächen gestaltet werden.

Die praktische Umsetzung

Walter Felber beschäftigt sich mit der Restmüll-Kreislaufwirtschaft schon viele Jahre. Er berichtet, dass wesentliche Teile dieses Konzepts an verschiedenen Orten in einzelnen Bundesländern bereits erfolgreich umgesetzt worden sind. Einen Großteil seiner Zeit investiert er in Überzeugungsarbeit, wobei er für das Beharren von Entscheidungsträgern auf „althergebrachte“ Vorgangsweisen wie etwa Müllverbrennung als besonders störend kritisiert. Nichtsdestotrotz hegt er die Hoffnung, dass auf weitere Sicht die ökologischen und ökonomischen Vorteile des geschilderten Verfahrens eine Umkehr im Denken der Verantwortlichen bewirken werden.

Der Film „Felber und die schweren Jungs“

Die Ideen von Walter Felber sind es wert, weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden. Am 25. Mai 2025 findet im Filmzentrum im Rechbauerkino in Graz die Premiere des Filmes mit oben genanntem Titel statt. Der Einladung dazu ist zu entnehmen:

Walter Felber über Phyto-Umweltsanierung und Neue Böden. Über kostengünstige Bepflanzungsmodelle, die Phytoremediation, werden mit Schwermetallen, mit sog. „Schweren Jungs“, kontaminierte Böden gereinigt.
Phytoremediation nutzt die Fähigkeit von Pflanzen, Elemente und Verbindungen aus der Umwelt zu konzentrieren und verschiedene Verbindungen zu entgiften, ohne zusätzliche Verschmutzung zu verursachen. Feldversuche bestätigten die Machbarkeit der Verwendung von Pflanzen für die Umweltsanierung.
„2013 haben Versuche mit Restmüll aus Hausmüll begonnen und wurden 2019 mit hausmüllähnlichem Gewerbemüll fortgesetzt . Für Restmüll braucht man als Abfalltechnologie weder Deponien noch Müllverbrennung. Kleine Gemeinden und Anwender können aus ihrem eigenen Restabfall über Phyto-Umweltsanierung nach 5-6 Jahren selbst Neue Böden machen.“ (Dipl. Ing. Dr. Walter Felber)
Filmmitwirkende:
Darsteller: Walter Felber
Regie: Giuliano la Pedalina und Norbert Prettenthaler
Kamera: Norbert Prettenthaler
Schnitt: Giuliano la Pedalina
Musik: Markus Rass
Zum Film:
Der 19 – jährige Italo-Österreicher mit sizilianischen Wurzeln Giuliano la Pedalina spricht den Filmemacher Norbert Prettenthaler an. Er hatte von seinem Vater, einem Philosphieprofessor in Messina über Walter Felber und seine Abfallwirtschaftsmodelle gehört. Prettenthaler hatte bereits in 4 Plansequenzen Walter Felber zum Thema „Phytoremediation“ mit der Handkamera in Eigenregie begleitet und bietet Guiliano la Pedalina das Material als Regie-Kooperationsprojekt zur Postproduktion an. Gemeinsam reichen sie das Projekt „Felber und die Schweren Jungs“ zur Filmförderung ein und erarbeiten trotz des Altersunterschieds von 40 Jahren gemeinsam eine Doku von 55 min. Das Thema der Phytoremediation und der nimmermüde Walter Felber selbst geben den Filmemachern La Pedalina und Prettenthaler die nötige Motivation ökologische und ökonomische Abfallvermeidungskonzepte über das Medium Film einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

Zum Abend nach der Filmpremiere: Start: 21:20 h. Bar28 (Gartengasse 28, 8010 Graz)

Die beiden Techniker Walter Felber und Ingo Sonnek werden nach dem Film das Restmüll-Kreislaufwirtschaftsmodell von Walter Felber unterhaltsam und publikumswirksam in der Bar 28 diskutieren.

Sie werden sich wahrscheinlich fragen: Und wer sind jetzt die schweren Jungs?

Antwort: Gemeint sind damit fünf Schwermetalle, die mit Phytoremediation aus dem aufbereiteten Restmüll-Erdreich entfernt werden können.

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