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Energie

… schadet den Armen und hilft dem Planeten nicht – So lautet frei übersetzt der Titel des neuesten und soeben auf Englisch erschienenen Buchs von Bjorn Lomborg, einem dänischen Politikwissenschaftler, Dozenten, Statistiker und Buchautor. „Fehlalarm: Jedes Problem wird als Klimaproblem gesehen, und jede Lösung heißt CO2 vermindern“, meint Lomborg dazu in einem Twitter-Beitrag. „In Wirklichkeit werden die meisten Probleme viel besser gelöst, indem man zuallererst einmal einfache und effektive Maßnahmen ergreift. Wir brauchen eine bessere und intelligentere Auseinandersetzung über das Klima.“

Der Autor stellte die ersten fünfundzwanzig Seiten seines Buches online, die im Original hier heruntergeladen werden können. Nachstehend sind die wichtigsten Aussagen daraus zusammengefasst.

Zeit der Angst

Einleitend stellt Bjorn Lomborg fest, dass wir in einer Zeit der Angst leben – Angst besonders vor dem Klimawandel. Die Weltuntergangs-Botschaft von Protestierenden und in den Medien sei die, dass der Klimawandel die Erde zerstört und uns alle umbringt. Die Wirtschaft müsse radikal umgebaut, die CO2-Emissionen auf Null gedrückt und alle wirtschaftliche Tätigkeit auf völlig erneuerbare Grundlagen gestellt werden. Umweltschützer genauso wie viele Bücher sprächen vom Klimawandel als größter Bedrohung der Zivilisation.

Zukunfts-Pessimismus

Logischerweise seien die meisten von uns beunruhigt. In gesellschaftlich völlig unterschiedlichen Ländern glaubt die Mehrheit, dass die Welt schlechter wird, in zwei der wohlhabendsten Länder wie Großbritannien und den USA sind 65 Prozent pessimistisch, was die Zukunft betrifft. Nach einer Umfrage von 2019 glaubt die Hälfte der Weltbevölkerung, dass die Menschheit ihrem Ende entgegengeht. Viele Menschen wollen keine Kinder mehr in die Welt setzen. Die Medien verstärken diese Ängste noch. Kinder und Jugendliche haben Angst, machen Schulstreiks und meinen, sie würden wegen des Klimawandels sterben.

Irrationale Medien

Lomborg ist seit zwei Jahrzehnten in der Klimadiskussion präsent. Im Klimawandel sieht er ein Problem, die Aussagen von Klimaforschern seien folgerichtig und übereinstimmend was den Anstieg von Temperatur und Meeresspiegel betrifft. Aber die Reaktion der Politik war immer falsch, weil es bessere Wege gibt, die Erderwärmung zu bewältigen. Das Gesprächsklima hat sich total verändert. Wir haben immer bessere wissenschaftliche Grundlagen, aber gleichzeitig wird die Rhetorik der Medien zunehmend irrational. Die Wissenschaft zeigt aber, dass Ängste vor einem Klima-Weltuntergang unbegründet sind.

Gefahr von teuren Fehlern

Klimawandel ist real, aber bewältigbar. Aber die ausschließliche Fixierung auf den Klimawandel führt dazu, dass wir anstatt Milliarden nunmehr Billionen für unergiebige Maßnahmen ausgeben, während gleichzeitig dringendere und leichter lösbare Herausforderungen übersehen werden. Wenn wir den gegenwärtigen Klima-Fehlalarm nicht stoppen, werden wir am Ende noch schlechter dastehen. Das ist der Grund für das Buch. Die Panik müsse zurückgedrängt werden, die Wissenschaft gehört ins Blickfeld, genauso die Wirtschaft, und alles gemeinsam gehört vernünftig betrachtet.

Grundloser Aktivismus

Klimawandel werde hauptsächlich durch CO2-Emissionen fossiler Brennstoffe verursacht, was auf intelligente Weise geändert werden soll. Es ist aber dringend notwendig, mit Übertreibungen aufzuhören, denn sehr viele Aktivisten gehen in ihren Argumentationen weit über das hinaus, was wissenschaftlich gesichert ist. Sie sagen uns, es müsse sofort gehandelt werden. Aber dafür gibt es keine wissenschaftlichen Grundlagen, das sagt uns bloß die Politik. Würde man mit der Verkehrspolitik so verfahren wie mit der Klimapolitik derzeit, müsste man die maximale Fahrgeschwindigkeit auf fünf Stundenkilometer beschränken – praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Klimawandel ist an allem schuld

Heutzutage werden etwa alle Naturereignisse dem Klimawandel zugeschoben, egal ob Überschwemmungen, Stürme, Hungersnöte oder Feuersbrünste. Viele globale, regionale oder gar persönliche Herausforderungen werden dem Klimawandel angelastet. Wir setzen daher eine Menge Geld dafür ein, die CO2-Reduktion voranzutreiben. Dabei gäbe es in den meisten dieser Anlassfälle viel einfachere, direkte und sofort wirksame Maßnahmen. Die alleinige Fixierung auf den Klimawandel ist eine der am wenigsten effektiven Maßnahmen.

Die Welt wurde besser

Die Menschheit steht auch nicht vor der Auslöschung. Die Fortschritte sind unübersehbar. In den letzten hundert Jahren hat sich die Lebenserwartung weltweit verdoppelt. Die Menschheit ist gesünder geworden, mehr Menschen können lesen, wir leben in einer der friedlichsten Zeiten. Die Agrarerträge sind gestiegen, geänderte Verhaltensweisen bezüglich Umwelt haben zu verbesserter Luftgüte, zu saubererem Wasser und zu Aufforstungen geführt. Viele dieser Maßnahmen sind unserem steigenden Wohlstand zu verdanken. In den letzten dreißig Jahren hat sich das globale Durchschnittseinkommen verdoppelt, 1990 waren vier von zehn Menschen arm, heute ist es weniger als einer.

Geringe wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels

Wie wird sich der Klimawandel auf die Wirtschaft auswirken? Wenig dramatisch! Die besten zurzeit verfügbaren Forschungen gehen davon aus, dass sich die Kosten des Klimawandels – wenn wir nichts dagegen unternehmen – bis zum Ende des Jahrhunderts auf vier Prozent des Bruttonationalprodukts belaufen würden, das heißt die Einkommen würden nicht anstatt wie erwartet auf 450 Prozent steigen, sondern „nur“ auf 434 Prozent! Der UN-Energierat selbst stellte fest, dass die Auswirkungen des Klimawandels gering sein werden im Verhältnis zu den Auswirkungen anderer Triebkräfte wie Änderungen in Bevölkerung, Alter, Einkommen, Technologien, Preisen, Lebensstil, gesetzlichen Regelungen, Regierungsformen u. v. a. m.

Viel Geld für wenig Effekt

Leider werden diese guten Nachrichten von den Medien nicht weitergegeben, oder wegen der allgemeinen Angstmache hören die Menschen diese Neuigkeiten gar nicht. Weil wir aber im Klimawandel eine viel größere Bedrohung sehen als er tatsächlich ist, geben viele Länder immer mehr dafür aus, leider auf immer weniger vernünftige Art: Zurzeit und bis 2030 global mehr als 400 Milliarden $ pro Jahr für Erneuerbare, Förderungen und in verlorenes Wachstum. Das dürfte so weitergehen. Durch das Pariser Abkommen werden die Kosten 1 bis 2 Billionen betragen, und mit dem Versprechen von CO2-Neutralität werden sie in den kommenden Jahren auf mehrere zehn Billionen $ pro Jahr ansteigen! Eine kostengünstigere Politik könnte das Problem genauso lösen, das Geld könnte für Wichtigeres ausgegeben werden. Denn das Pariser Abkommen wird bestenfalls ein Prozent des angestrebten Ziels einer Temperaturreduktion von 1,5°C bewirken!

Geringe Opferbereitschaft der Menschen

Allerdings bestehen Bedenken, dass das Pariser Abkommen oder sonst ein großes Ziel nachhaltig sein werden. Denn zwar ängstigen sich viele vor dem Klimawandel, aber sie sagen, dass sie nicht bereit wären, 100 bis 200 $ pro Jahr für die Bekämpfung desselben aufzuwenden, gemäß einer Umfrage in Amerika wäre ihnen das nicht einmal 24 $ wert. Wenn also der Kampf gegen den Klimawandel zu teuer wird, werden die Leute dagegen sein. In einigen Ländern hat es schon Proteste gegen steigende Kosten für Energie gegeben, in Frankreich etwa durch die Bewegung der Gelben Westen. Daher wären weniger großartige Initiativen gegen den Klimawandel wohl zielführender. Klimapolitik muss langfristig und beständig gedacht sein, sonst wird sie gegen den Widerstand der Bevölkerung sehr beschwerlich.

Steigende Energiekosten belasten die Armen stärker

Eine große Ironie des Klima-Aktivismus liegt darin, dass viele der lautstarken Proponenten ein Schreckensbild der globalen Einkommensungleichheit zeichnen. Sie sind aber blind gegen die Tatsache, dass die Kosten ihrer Programme in überproportionalem Ausmaß von den Ärmsten der Welt getragen werden müssten. Wenn Energie teurer wird, müssen wir alle dafür mehr bezahlen. Sogar in den reicheren Ländern leiden schon viele an Energiearmut, weil die Energiekosten einen steigenden Teil ihrer Einkommen aufzehren. Aber Energiearmut kann Existenzen vernichten. Reichere Menschen können sich das leisten, sie profitieren eher von Energiesteuern. Förderungen (z. B. für Elektroautos) kommen den Reichen zugute.

Prioritäten setzen

In ärmeren Ländern gefährden höhere Energiekosten den Wohlstand. Ein Solarmodul kann zwar den Strom für Licht und Handy liefern, nicht aber den für Kochen, Kühlschrank oder landwirtschaftliche Maschinen, damit sie aus der Armut herauskommen. Entwicklungsländer brauchen billige Energie, die zurzeit nur aus fossilen Brennstoffen machbar ist. Eine aktuelle Studie zeigt auch, dass die Vereinbarungen des Pariser Abkommens die Armut vergrößern würden. Die Fixierung auf den Klimawandel verhindert auch, dass Gelder für dringendere Probleme aufgewendet werden, in Industrieländern etwa für Pensionen, Schulen oder Gesundheitsversorgung. In armen Ländern für Gesundheit, Bildung und Ernährung.

Was also ist zu tun?

Erstens muss Klimapolitik wie alle andere Politik nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip beurteilt werden. Die Kosten für eine CO2-Reduktion sind real, das Gas entsteht aber in einer Gesellschaft, in der Energie leistbar ist, wodurch wiederum Nahrung, Heizung, Kühlung, Transport etc. erzeugt werden können. Höhere Energiekosten bremsen das Wirtschaftswachstum. Forschung zeigt, dass es besser ist, einen Teil der Emissionen zu senken, nicht die gesamten. CO2-Steuern wären ein Mittel, das den globalen Temperaturanstieg bremsen würde, zugleich aber eine vertretbare Senkung des Wirtschaftswachstums mit sich brächte. Hingegen würden die Kosten einer völligen CO2-Reduktion ins Unermessliche eskalieren.

Zweitens wäre massiv in grüne Innovation zu investieren. Wir sollten eher auf Technologien von morgen bauen, als auf wenig effiziente Windräder oder Solarzellen. Wir sollten alles erkunden bis hin zur Kernfusion. Oder zu Algen, die Öl erzeugen. Wenn der Preis für grüne Energie unter dem von konventioneller sinkt, geschieht ein Umstieg automatisch. Es könnte Jahrzehnte dauern, bis ein Durchbruch geschieht, aber dies wäre besser als noch mehr leere Versprechungen und Investitionen in wenig effiziente Solarzellen, die halt zurzeit dem zügellosen Alarmismus bessere Bilder liefern als Gelder für Forschung und Entwicklung,

Drittens müssen wir lernen, uns an Änderungen anzupassen. Die gute Nachricht ist, dass wir das schon Jahrhunderte getan haben, als wir noch viel ärmer waren und weniger Technologie hatten. Das kann auch für die Zukunft gelten. Beispiel Landwirtschaft: Bei steigenden Temperaturen werden manche Arten schlechter gedeihen. Aber dafür stehen wiederum andere Arten zur Verfügung, Weizen wird eben weiter nördlich angebaut werden. Das alles kostet etwas, wird aber die Kosten des Klimawandels reduzieren. Menschen waren immer schon meisterhaft in ihrer Anpassung an äußere Umstände.

Viertens sollten wir die Forschung zu Geoengineering forcieren. Vulkanausbrüche wie 1991 des Pinatubo haben uns gezeigt, dass die Unmengen an Schwefeldioxid, die in die Atmosphäre gelangten, einen leichten Schleier erzeugt haben, der sich um die ganze Welt gespannt hat. Durch Absorption und Streuung des Sonnenlichts kühlte sich die Erdoberfläche eineinhalb Jahre lang etwas ab. Wissenschaftler meinen, man könnte solch einen Effekt wiederholen und damit für den Notfall eine rasche Abkühlung der Erdoberfläche herbeiführen. Das sollten wir aber nicht jetzt tun, sondern erst nach sorgfältiger Klärung durch entsprechende Forschung.

Fünftens uns schließlich sollten wir daran denken, dass der Klimawandel nicht die einzige globale Herausforderung darstellt. Für die meisten Menschen ist er das geringste Problem. Eine globale Umfrage der Vereinten Nationen unter insgesamt fast zehn Millionen Menschen hat gezeigt, dass das Klima die geringste Priorität darstellt, weit hinter Bildung, Gesundheit und Ernährung. Zwar haben Menschen in reicheren Ländern mehr Angst vor dem Klimawandel, aber selbst für Europäer steht er nur an zehnter Stelle, für die Ärmsten an letzter. Durch unsere Konzentration auf den Klimawandel ignorieren wir die größeren Probleme, deren Lösung das Los von Milliarden Menschen verbessern würde.

Worauf es jetzt ankommt

Wir müssen die globalen Entwicklungsziele in Einklang bringen mit unseren Klima-Prioritäten. Wir müssen auf das hören, was Menschen ärmerer Länder wollen. Wir dürfen unsere Bedürfnisse und unsere Betroffenheit nicht höher einschätzen als die Nöte der Menschen, die aus der Armut herauswollen. Wir müssen alle zusammen einmal tief Luft holen und verstehen, was Klimawandel bedeutet und was nicht. Es ist kein Asteroid, der auf die Erde zusteuert und für dessen Abwehr wir alles liegen und stehen lassen müssen. Stattdessen ist es eher ein langfristig andauernder Zustand wie Diabetes – ein Problem, das unserer Aufmerksamkeit bedarf, mit dem wir aber leben können. Und während wir es bewältigen, können wir unser Leben weiterleben und die vielen anderen Herausforderungen angehen, die in Zukunft letztlich viel mehr wiegen werden.

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