Unter den heutzutage verfügbaren Wärmeerzeugern ist eine Wärmepumpe für sich allein gesehen keine rasend aufregende Sache mehr. Bewährte Technik, allein in Österreich hunderttausendfach im Einsatz, Hersteller bieten eine Vielfalt von Produkten, die ständig schrittweise verbessert werden. Sind da noch Überraschungen zu erwarten? Ja, tatsächlich, es gibt sie! Und noch dazu in Technologie vom Feinsten, die man vor nicht allzu langer Zeit noch schlicht für Utopie hielt. Die Rede ist von der Wärmepumpenanlage zur Schwallwassernutzung in der Heiltherme Bad Waltersdorf.
Das eigentlich Sensationelle an der Wärmepumpe, die gerade erst erfolgreich die zweite Heizsaison hinter sich gebracht hat, ist ihr Verdichter, der in den Bildern links oben und unten im Text zu sehen ist und der hier näher beschrieben werden soll.
Besonderheit: Der High-Tech Turboverdichter
Die hier eingesetzte Wärmepumpe zeichnet sich durch ihre beiden technisch revolutionären Turbo-Verdichter aus. Diese arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie ein Turbolader im Auto und verdichten das Kältemittel nicht durch Verdrängung, wie etwa bei einem Scroll- oder Hubkolbenverdichter, sondern durch dynamische Druckerhöhung: mit unvorstellbar hohen Drehzahlen von bis zu 48.000 Umdrehungen pro Minute laufende zweistufige Zentrifugalverdichter treiben die beiden Kältekreisläufe der Wärmepumpe an.
Power trotz Leichtgewicht
Bei der Entwicklung dieser Verdichter, die weltweit betrieben wurde und über 50 Millionen USD verschlungen hat, wurde in großem Maße auf Erfahrungen aus dem Flugzeugbau zurückgegriffen. Das zeigt sich allein schon aus dem Leichtbau, den die Turboverdichter aufweisen: Kommt ein üblicher Schraubenverdichter auf mindestens 800 kg, findet einer dieser Turbos mit schlanken 136 kg das Auslangen. Das ermöglicht der Wärmepumpe eine sehr kompakte Bauweise.
Schweben statt Schmieren
Das eigentlich Sensationelle an den Turbos ist aber deren Magnetlagerung. Das heißt im Klartext, dass der Läufer des Verdichters mit seinen beiden Laufrädern und mitsamt seinem Elektro-Antrieb auf gemeinsamer Welle im Betrieb auf einem „Magnetpolster“ schweben. Das bedeutet zweierlei: erstens gibt es praktisch keine Reibung mehr zwischen Welle und Lager und zweitens wird kein Schmieröl mehr benötigt. Das bringt weniger Verluste und verhindert jegliche Abnutzung! Bei einem Automotor hat man derlei leider noch nicht geschafft.
Position mit Präzision
Dass eine derartige Lagerung überhaupt funktionieren kann, ist nur durch den Einsatz ausgeklügelter Technologie möglich. Damit die mit Hochgeschwindigkeit rotierende Welle immer in der richtigen Position bleibt, wird ihre Lage sechs Millionen Mal pro Minute exakt vermessen und korrigiert. Bei Stromausfall schaltet der Motor innerhalb von 5 Millisekunden in den Generator-Modus und fährt den Kompressor sicher in den Stillstand, in dem der Rotor in einem Auffanglager ruht, das über Notlaufeigenschaften verfügt.
Leistung und Effizienz
Die Leistung des Turboverdichters wird über einen Frequenzumformer automatisch in der Art geregelt und angepasst, dass den wechselnden Betriebsanforderungen entsprochen wird, sondern es wird auch berücksichtigt, dass der Betrieb des Verdichters immer im Bereich optimaler Energie-Effizienz liegt. Letztere steigt umso mehr, je niedriger die Drehzahl des Verdichters liegt. Zur hohen Effizienz trägt auch bei, dass die Wärmepumpe mit dem Kältemittel R134a betrieben wird. Solche Vorteile werden anerkannt: Seit dem Markteintritt 2007 wurden bereits 35.000 Turboverdichter ausgeliefert.
Leise und vibrationslos
Eine der größten Überraschungen bot sich anlässlich der Wärmepumpe in der geringen Schallabstrahlung der Verdichter. Zum einen liegt dies im für Turbomaschinen charakteristischen Fehlen von Pulsationsgeräuschen und im Entfall jeglicher Vibrationen. Die Wärmepumpe ist in einem frei stehenden Technik-Gebäude aufgestellt, das sich inmitten einer Kurzone befindet. Die aus gebotener Vorsicht trotzdem getroffenen Schallschutzmaßnahmen haben letztlich dazu geführt, dass man vor der Zentrale stehend nicht erkennen kann, ob die Anlage läuft oder nicht …
Für alle im an der Wärmepumpe Interessierten hier noch Angaben zur Wärmepumpe:
Allgemeine Daten der Wärmepumpenanlage:
Hersteller: Smardt-OPK Chiller GmbH
Maschinentype: Z26ST9231B
Hersteller Verdichter: Turbocor
Kälteleistung: 600 kW
Medium Verdampfer: Wasser
Eintrittstemperatur Verdampfer: 19,0°C
Austrittstemperatur Verdampfer: 8,0°C
Heizleistung: 800 kW
Medium Verflüssiger: Wasser
Eintrittstemperatur Verflüssiger: 45,0°C
Austrittstemperatur Verflüssiger: 60,0°C
Anzahl Kältekreisläufe: 2 Stück
Anzahl Verdichter in der Maschine: 2 Stück
Anzahl Verdampfer: 2 Stück
Anzahl Verflüssiger: 2 Stück
Durchflussmenge Verdampfer: 47,00 m³/h
Durchflussmenge Verflüssiger: 47,00 m³/h
Kältemittel: R134a
Kältemittelmenge je Kreislauf: 178,0 kg
Kältemittelfüllung Gesamt: 356,0 kg
Spannung: 400-3-50 V-Ph-Hz
Einspeiseleistung im Betriebspunkt: 209,00 kW
maximaler Betriebsstrom: 430,0 A
Nennstromaufnahme: 344,0 A
erforderliche Vorsicherung: 500,0 A
Abmessungen:
Länge: 3050 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 2254 mm
Transportgewicht: ca. 4.400 kg
Betriebsgewicht: ca. 4.800 kg